Foto oben: Am Abend der weißrussischen Präsidentenwahl 2010 versammeln sich Tausende Menschen auf dem ehemaligen Lenin-Platz in Minsk, um gegen das mutmaßlich gefälschte Wahlergebnis zu demonstrieren. Wenige Stunden zuvor waren Hochrechnungen veröffentlicht worden, wonach der amtierende Präsident Alexander Lukaschenko die Wahl mit rund 80 Prozent der Stimmen für sich entscheiden konnte.
Foto unten: Die spätere Veröffentlichung der Reportage in „News“.


Am 19. Dezember 2010 fand nicht nur meine Arbeit an einer Reportage über die weißrussische Präsidentenwahl ein unvorhergesehenes Ende. Auch die Fotoproduktion für den Bildband „Zwischenzeit“ endete nach sieben Jahren mit einem – wohlplatzierten – Schlag. 

von Heinz Stephan Tesarek 

Es war einer der folgenreichsten Aufträge meiner Laufbahn als Fotojournalist: die Produktion der Serie „Der Ruf des Diktators“. In sieben Bildern führt die Sequenz durch die Ereignisse der weißrussischen Präsidentenwahl 2010. Von der morgendlichen Stimmabgabe des „Letzten Diktators Europas“, Alexander Lukaschenko (in Begleitung seines Sohnes Nikolai, Bild 1–3), bis zur nächtlichen Niederschlagung der Proteste der weißrussischen Demokratiebewegung (Bild 4–7).

Mein Kollege, „News“-Reporter Christoph Lehermayr, wird diese Situation später wie folgt beschreiben: „Hunderte Männer stürmen den Platz. Sonderpolizisten – schwarz, vermummt, hemmungslos. Sie prügeln auf alles ein: Alte, deren Kinder, deren Enkel. Sie hämmern auf ihre Metallschilder, treiben die Menge auseinander, verfrachten Hunderte in Lkw zum Abtransport in die Gefängnisse … Präsidentschaftskandidat Sannikow liegt blutend im Schnee. Das Handynetz wird heruntergefahren, die Internetverbindungen gekappt, eine Hetzjagd setzt ein. Nicht der Platz ist länger ihr Austragungsort, sondern ganz Minsk. Überall Spezialpolizei, die jeden jagt, der noch draußen ist … Die Bilanz der Nacht: 600 Verhaftungen, sechs von neun Präsidentenanwärtern in KGB-Gewahrsam, ein weiterer verletzt aus dem Spital entführt. Zertrümmerte Oppositionsbüros, festgenommene Journalisten und Politiker, denen 15 Jahre Haft drohen.“

„Höchstes demokratisches Niveau“

Video: In einem nahe des Lenin-Platzes gelegenen Hotel befand sich spätabends auch Ex-Vizekanzler und OSZE-Wahlbeobachter Hubert Gorbach. Im Interview erläuterte mir Gorbach seine Beurteilung des Wahlablaufs.


Das Ende der Arbeit an „Zwischenzeit“

Infolge eines zwischen Bild 6 und 7 erlittenen Trümmerbruchs des „Auslösefingers“ endete die Reportage in Weißrussland früher als geplant. Und auch die Fotoproduktion für den Bildband „Zwischenzeit“ – später namensgebend für ZWISCHENZEIT ONLINE – fand so nach sieben Jahren in Minsk ein unvorhergesehenes Ende.

In den folgenden Monaten entstanden die ersten Buchtexte und Bildbeschreibungen. 2013 erschien der Band in Wien. Mehr über die Produktion von „Zwischenzeit“ erfahren Sie – demnächst – im Beitrag „The Making of Zwischenzeit“.

Pressefoto des Jahres

„Der Ruf des Diktators“ wurde 2011 mit dem APA-Pressefotopreis „Objektiv“ als Fotoserie und Pressefoto des Jahres ausgezeichnet. Vor allem jedoch führten die Ereignisse in Weißrussland zu einer Menge Ärger. Aber das ist eine andere Geschichte – und lange her.

10 Jahre später

2020 wurde in Weißrussland erneut infolge einer mutmaßlich manipulierten Präsidentschaftswahl demonstriert. Trotz monatelang anhaltender Proteste hält sich Präsident Lukaschenko aber bis zum Erscheinen dieses Beitrags im Amt.

Der Bericht von Christoph Lehermayr

Wenn Sie mehr über die Situation in Weißrussland erfahren möchten – etwa weshalb Lukaschenko durchaus Rückhalt in Teilen der Bevölkerung genießt – lesen Sie auch den in „News“ 01/11 erschienenen Bericht von Christoph Lehermayr. Dieser hat bis heute seine Gültigkeit bewahrt.

Der Bildband „Zwischenzeit“

„Zwischenzeit“ ist im Onlineshop und auf Amazon erhältlich. Mehr über das Buch erfahren Sie weiter unten im Beitrag und auf der Buchseite.


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