Wie es ZWISCHENZEIT ONLINE und AUGUSTIN gelang, die Fotoreportage des Jahres zu produzieren
Foto oben: die Verleihung des „Objektiv“ 2019 im Wiener „Metropol“ (alle im Beitrag gezeigten Fotos des Abends © APA – Austria Presse Agentur/APA-Fotoservice/Hörmandinger)
Foto unten: Sechs Monate davor, im „Weberknecht“, bei der Produktion der später ausgezeichneten Reportage „Chabela, die Königin vom Kella“.
Bei der diesjährigen Verleihung der „Objektiv“-Pressefotopreise der Austria Presse Agentur wurde ZWISCHENZEIT ONLINE (ZZON) in zwei von sechs Kategorien ausgezeichnet. Gleich die erste für das neue Onlinemagazin fotografierte Geschichte „Chabela – die Königin vom Kella“ erhielt den „Objektiv“ für die beste Fotoreportage des Jahres. Wie es in Zusammenarbeit mit der Straßenzeitung „Augustin“ und zwei Studenten der FH für Journalismus gelang, sich gegenüber den Produktionen der großen Medienhäuser zu behaupten, lesen Sie im Folgenden.
Anfang 2019 veröffentlichte ZWISCHENZEIT ONLINE zwei Fotoreportagen, die in Zusammenarbeit mit der Straßenzeitung „Augustin“ und Studenten des Instituts für Journalismus und Medienmanagement der FH Wien produziert wurden: „Chabela – Die Königin vom Kella“ und „Der kleine Tod des Pornokinos“. Ziel der Kooperation war zunächst, mit minimalen Mitteln bestmögliche Reportagen zu produzieren und diese im Anschluss zeitgleich auf ZWISCHENZEIT online und im „Augustin“ in einem Printmedium zu veröffentlichen. ZZON würde erstmals die Vision eines neuen Online-Reportage-Magazins veranschaulichen können, der „Augustin“ im Moment einer angespannten wirtschaftlichen Situation Arbeiten veröffentlichen, wie sie auch in finanzstärkeren Medien kaum noch zu sehen sind (die beiden Bildserien wurden dem „Augustin“ unentgeltlich zur Verfügung gestellt).
Foto oben: Gegenseitige Unterstützung, das Teilen vorhandener Ressourcen und ein wenig Reporterglück führten zum Erfolg: FH-Studenten Sebastian Panny („Chabela – Die Königin vom Kella“) und Jonathan Weidenbruch („Der kleine Tod des Pornokinos“) mit ZZON-Gründer Heinz Stephan Tesarek und „Augustin“-Redaktionsmitglied Reinhold Schachner (v. l. n. r.).
Foto: Nina Strasser
Um die Geschichten auch für den „Objektiv“ einreichen zu können, galt es zunächst eine Hürde zu nehmen: die näher rückende Einreichfrist. Das erforderte vom „Augustin“, die Pornokino-Story kurzfristig eine Ausgabe früher als geplant zu veröffentlichen – was schließlich noch gelang. Nur fünf Tage vor Verstreichen der Einreichfrist erschien die Geschichte synchron im „Augustin“ und auf ZZON.
Die Verleihung des Objektiv 2019
Beste Fotoserie des Jahres
Gleich mit der ersten für das ZZON-Magazin und den „Augustin“ fotografierten Reportage „Chabela – Die Königin vom Kella“ gewann ZWISCHENZEIT ONLINE in der Kategorie „Beste Fotoserie“ (Fotos: Heinz Stephan Tesarek, Recherche und Text: Sebastian Panny).
In ihrer Laudatio stellte Nana Siebert, stellvertretende Chefredakteurin des „Standard“, fest, dass es eigentlich traurig sei, dass die Serie in einem vom Fotografen selbst gegründeten Reportagemagazin – ZWISCHENZEIT ONLINE – und einer Straßenzeitung – dem „Augustin“ – erschien. „Es ist eine merkwürdige Situation, dass man bei einem Fotopreis wie dem „Objektiv“ kaum Reportagen zu sehen bekommt, die von großen Verlagen beauftragt wurden“, so Siebert. Zudem höre man immer öfter: „Fotografen für mehrere Tage auf Reportage zu entsenden, ist zu teuer“. Große Bildstrecken bei immer kleiner werdenden Umfängen abzudrucken, sei mittlerweile Luxus.
Bestes Bild in der Kategorie „Kunst und Kultur“
Mit welch geringen Mitteln sich Reportagen dennoch umsetzen ließen, verdeutlichte neben „Chabela – die Königin vom Kella“ eine zweite an dem Abend ausgezeichnete Produktion: Mit dem Bild „Der kleine Tod des Cinéma érotique“ gewannen ZWISCHENZEIT ONLINE und der „Augustin“ auch die Kategorie „Kunst und Kultur“ (Foto: Heinz Stephan Tesarek, Recherche und Text: Jonathan Weidenbruch).
Laudatorin Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin des APA-PictureDesk, bemerkte Analogien zwischen Kino und Pressefotografie: „Digitale Welten übernehmen reale Ereignisse und schaffen so auch Einsamkeit. Tesarek ist es einmal mehr gelungen, ein Zeichen der Zeit in einem einzigen Bild einzufangen.“
Das Wirtschaftsfoto des Jahres – produziert vom „Augustin“
Der „Augustin“ konnte sich auch über einen dritten von insgesamt sechs Preisen freuen: Die Fotografin und Journalistin Nina Strasser erhielt für ihr Bild „Erika die Erste“ die Auszeichnung in der Kategorie „Wirtschaft“.
Fazit
Der Status quo des Genres Fotoreportage
Sämtliche 2019 ausgezeichneten Arbeiten, die auf Grundlage von Eigenrecherchen (zweier FH-Studenten) entstanden, wurden von der Straßenzeitung „Augustin“ beauftragt. In zwei Fällen wurden diese Arbeiten von einem de facto One-Man-Magazin – ZWISCHENZEIT ONLINE – produziert und coveröffentlicht. Dass die führenden Verlage zusehends weniger in Fotoproduktionen und Vor-Ort Recherche investieren (können), ist in jedem Fall bedauerlich. Nicht zuletzt, da sich – die „Objektiv“-Auszeichnungen bezeugen das – auch mit geringen Mitteln beachtliche Produktionen erstellen ließen.
Warum es gute Bilder braucht
Ein schlüssiges Argument für die Aufrechterhaltung von Produktion und Veröffentlichung bestmöglicher Fotografie lieferte zuletzt „Objektiv“-Kategoriesiegerin Nina Strasser (sie wurde auch für ihre Textreportagen vielfach ausgezeichnet) in einem im „Augustin“ erschienenen Interview: „Bilder animieren zum Lesen“!
Das Pressefoto des Jahres
Oder: Die Beste kommt zum Schluss
Mit dem Hauptpreis des Bewerbs wurde die Reuters-Fotografin Lisi Niesner für ihr Bild „Brexit“ ausgezeichnet. Als erste weibliche Teilnehmerin erhielt sie den „Objektiv“ für das „Pressefoto des Jahres“.
Die Gewinnerbilder des Objektiv 2019
ZWISCHENZEIT ONLINE gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern!
Im Gedenken an Erich Lessing
(1923-2018)
hst/APAOTS
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